Holzschnitt ist meine große Leidenschaft, die ich nach zahlreichen anderen künstlerischen Techniken im Jahr 2012 für mich entdeckt habe und seitdem intensiv praktiziere. Die Kombination von handwerklichem Können und künstlerischer Gestaltung, die beim Holzschnitt gefordert sind, fasziniert mich.
Beim Holzschnitt handelt es sich um eine alte, fast in Vergessenheit geratene Hochdruck-Technik, bei der in einem ersten Schritt ein Motiv auf die Oberfläche des ebenen Druckstocks aus Lindenvollholz übertragen wird, welches anschließend mit feinen Holzschnittmessern geschnitten wird.
Drucken im Atelier
Beim traditionellen europäischen Holzschnitt wird die Farbe auf einer Platte ausgewalzt. Für die kleinformatigen Drucke wie Karten reicht dazu der Platz in meinem Atelier.
Anschließend wird der Druckstock mit der Walze eingefärbt.
Das Motiv übertrage ich mit einer Druckerpresse auf das Papier, dazu verwende ich im Atelier eine Handhebelpresse.
Der Druck ist fertig und muss nur noch trocknen.
Drucken an der Kniehebelpresse im Druckwerk Lustenau
Meine großformatigen Drucke entstehen im Druckwerk Lustenau, wo ich eine Kniehebelpresse aus dem Jahr 1850 verwende.
Auch hier bringe ich die Farbe auf eine glatte Platte auf und walze damit eine Farbwalze dünn ein. Für einen guten Druck ist es wichtig, die genau richtige Textur der Farbe zu erreichen, diese ist anhand des Geräuschs zu erkennen, das die Farbe beim Walzen entstehen lässt.
Dann walze ich die Farbe auf den Druckstock ab. Auch hier entscheidet die richtige Dicke und Homogenität der Farbschicht über das Ergebnis des Drucks.
Ich lege den Druckstock in die Druckerpresse, dabei halte ich mich an die Markierungen, die ich zuvor festgelegt habe. Diese so genannten Passermarken helfen dabei, dass der Druck an der richtigen Stelle auf dem Papier erscheint. Das ist vor allem wichtig, wenn mehrere Farben von mehreren Druckstöcken übereinander gedruckt werden.
Anschließend lege ich das Papier entlang der Markierungen ein.
Jetzt lege ich eine zuvor festgelegte Anzahl von Pappen auf das Druckpapier, diese dienen dem Schutz des Drucks und sind nötig, um die passende Druckhöhe von Druckstock, Druckpapier und Pappen zu erreichen. Dabei geht es um Zehntelmillimeter, die darüber entscheiden, ob der Druck gelingt.
Mithilfe einer Kurbel wird der Druckstock unter die Presse gefahren, jetzt kann mit dem Kniehebel gedruckt werden, wozu nur wenig Kraft nötig ist.
Fertig ist der erste Druckvorgang für den ersten Druck, die erste Farbe erscheint auf dem Papier.
Der Druck wird zum Trocknen in einen Stapeltrockner gelegt, bevor die nächste Farbe aufgedruckt werden kann.
Der Druckvorgang kann beliebig oft wiederholt werden. So entsteht eine so genannte Auflage eines Drucks, d.h. eine beliebig große Anzahl mehr oder weniger identische Drucke.
Drucken mit mehreren Druckstöcken
Für dieses Motiv waren zwei Druckstöcke notwendig. Das bedeutet, dass für jede Farbe ein Druckstock benötigt und deshalb geschnitten wird. Die erste Farbe wird beliebig oft auf Papier gedruckt, anschließend getrocknet, bevor die nächste Farbe mit dem zweiten Druckstock auf das Papier gedruckt werden kann.
Für meine bisher aufwändigsten Drucke habe ich vier Platten geschnitten und anschließend die vier Farben übereinander gedruckt. Dabei ist es wichtig, genau zu arbeiten, damit die Farben an der richtigen Stelle erscheinen. Beim Drucken mit mehreren Druckstöcken gibt es viele verschiedene Überlagerungen der Farben und Effekte, die durch die unterschiedlich bearbeiteten Platten entstehen.
Drucken mit der Technik der verlorenen Form
Beim Drucken mit der Technik der verlorenen Form wird nur ein Druckstock benötigt: Dabei werden für die erste, die hellste Farbe, jene Bereiche weggeschnitten, die auf dem Papier unbedruckt erscheinen sollen, für die zweite Farbe werden von derselben Druckplatte jene Bereiche weggeschnitten, die in der ersten Farbe erscheinen sollen, und so weiter…bis zur letzten Farbe.
Dabei ist es hier besonders wichtig, die Platten und das Papier genau einzupassen, damit ein schöner Druck entsteht.
Warum gerade Holzschnitt ?
Seit über 10 Jahren arbeite ich in der Technik des Holzschnitts, die mir sehr entspricht: Die Arbeit an der 170 Jahre alten Kniehebelpresse fasziniert mich, da ich ohne Technik des 20. und 21. Jahrhunderts auskomme, keine zeitliche Vorgaben wie beim Siebdruck einhalten muss und fast ohne Chemie arbeiten kann: ich brauche lediglich Holz, meine Holzschnittmesser, Papier und Farben sowie viel Zeit, Geduld, Ruhe, Erfahrung und Genauigkeit, um meine Ideen künstlerisch in Form von Holzschnitten und Farbholzschnitten umzusetzen.
Neben meiner künstlerischen Tätigkeit biete ich regelmäßig Holzschnittkurse für Erwachsene, auch für Studierende und LehrerInnen, an. In diesen versuche ich, meine Kunstfertigkeit zu vermitteln und die Begeisterung für das Drucken weiterzugeben
Japanischer Farbholzschnitt oder europäischer Farbholzschnitt?
Die Technik des japanischen Farbholzschnitts bringt sehr lichte Drucke hervor und hebt sich in ihrer Wirkung stark ab vom europäischen Farbholzschnitt. Allerdings ist sie sehr aufwändig und fehleranfällig. Ich muss gestehen, dass ich diese Art von Holzschnitt meist nur in Kursen umsetze, wo mir die Meisterin über die Schulter schaut, da es bei dieser Technik unendlich viele Fehlerquellen gibt: Vom Grundieren des speziellen Japanpapiers mit Nori, einer Masse aus Tapiokastärke und Wasser, und Dosa, einer Masse aus Hasenhautleim und Alaun, und dem Anrühren der Pigmente mit Wasser und Alkohol bis zum Einmassieren der Farben mit speziellen Bürsten in die Holzplatte über das Abreiben mittels Baren auf durchgefeuchtetes Papier bis zum Trocknen können immer fehlerhafte Druckresultate auftreten.
Dagegen nimmt sich die Technik des europäischen Farbholzschnitts beinahe einfach aus: Ich wähle ein Motiv und überlege mir, wie ich dieses umsetzen kann: entweder ich schneide mehrere Druckstöcke mit meinen Holzschnittmessern oder arbeite in der Technik der verlorenen Form und drucke meine Holzschnitte auf der Kniehebelpresse mit wasserlöslichen oder ölbasierten Farben.